Publikationshinweis (Dezember 2024) #4

"Un/Verfügbar | Natur - Technik - Politik"

 

Im Dezember erscheint der Sammelband "Un/Verfügbar" mit Beiträgen von Prof. Katharina Block und Jan Gärtner vom Lehrstuhl für Soziologische Theorie.

(Link)

 

Abstract:

Im 21. Jahrhundert kulminiert die Verfügbarmachung der Welt, des Selbst und des Sozialen in einer stetigen Zunahme komplexer gesellschaftlicher Transformationsereignisse. Entwicklungen in Ökologie, Technik und Politik lassen zunehmend Erfahrungen des Unverfügbaren hervortreten, wo zuvor Verfügungsgewissheit herrschte. Die Konfrontation mit ökologischen, sozio-technischen und politischen Ereignissen wird primär in Erfahrungen des Ungewissen, der Unabsehbarkeit, der Orientierungslosigkeit und des Unkontrollierbaren artikuliert, kurz: in Erfahrungen des Un/Verfügbaren. Der Band untersucht diese spätmoderne Spannung des Un/Verfügbaren in paradigmatisch vielfältigen Perspektiven auf ökologische, technische und politische Herausforderungen unserer Zeit.

 

 


Publikationshinweis (Oktober 2024) #3

Epistemic Caring. An ethical approach for the co-constitution of knowledge in participatory research practice.

 

Block, K. (2024): Epistemic Caring. An ethical approach for the co-constitution of knowledge in participatory research practice. In: Social Epistemology. A Journal of Knowledge, Culure and Policy. 

Abstract:

Inspired by interviews conducted with scientists who primarily use participatory research forms, the article develops the concept of epistemic caring as a proposal for a participatory research practice that is sensitive for epistemological difference and the associated consequences. Based on the observation that participatory research has so far hardly been able to produce an equal co-constitution of knowledge, the article points out epistemological pitfalls that exist in it and analyses two specific concepts as examples of the risk of problematic epistemological and hegemonic tendencies sneaking into this kind of research practice with harmful consequences for the non-academic participants, that is: empowerment and participation/co-production. Following the recent debate on care in the Environmental Humanities and Karen Barad’s methodological thoughts on diffraction, the article reconceptualizes participatory research as a matter of care consisting of multiple care relations in order to be able to grasp the complex epistemic entaglements and intra-dependencies contained within it. Conceiving these relationships between academic and non-academic participants as an ecology of care themself helps to understand that they are fundamentally precarious and transformative and thus inherently ethical.

 

Link: 

https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/02691728.2024.2407639

 

 

 


Katharina Block diskutiert über "Das Ende des ökologischen Projekts?" (Oktober 2024) #2

 

Am 17. Oktober ist die Lehrstuhlinhaberin Katharina Block Diskutantin auf einer  Podiumsdiskussion an der Wirtschaftsuniversität Wien. Gemeinsam mit Ingolfur Blühdorn, Stephan Lessenich, Doris Helmberger-Fleckl und Veith Selk debatiert sie zum Thema "Ende des ökologischen Projekts? Auf den Weg in eine andere Moderne". 

Weitere Informationen unter:

https://www.wu.ac.at/universitaet/news-und-events/events/detail/ende-des-oekologischen-projekts-auf-dem-weg-in-eine-andere-moderne

 

 

 


Zeiten der Digitalisierung/Digitalisierte Zeiten? (Juli 2024) #1

Workshop - Call for Participation

 

Im Rahmen des Arbeitskreises Digitalisierung als Herausforderung für die soziologische Theorie der DGS-Sektion soziologische Theorie findet in Kooperation mit dem Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft am 28. und 29.11.2024 ein Workshop mit dem Ziel der Bearbeitung der Verhältnisse von Digitalisierungsprozessen und gesellschaftlichen Zeitvorstellungen, Strukturen von Zeitlichkeit und dem Erleben von Zeit statt. Ziel des Workshops ist es, einen Dialog verschiedener Perspektiven zu eröffnen, um die Bearbeitung dieses bisher eher vernachlässigten Themas zu intensivieren und etablierte sowie neue Ansätze zusammenzubringen. 

Eine gesellschaftstheoretische Thematisierung von Digitalisierung ist keineswegs neu und durchaus vielfältig: Die Digitalisierung wird dabei je nach Perspektive als modernen Gesellschaften inhärent beschrieben (Nassehi, 2019) oder sie produziert Überschusssinn in einer neuen Medienepoche (Baecker 2017), wird in ihrer Bedeutung für Grundverständnisse von Autonomie untersucht (Block & Dickel, 2020) oder kann in zukunftsgerichteten Analysen die Ermöglichungsbedingungen in Vorstellungen einer positiven Technokratie für zukünftige, adaptive Gesellschaftsformationen darstellen (vgl. Staab 2022). Dabei klingen auch verschiedene kritische Analysen an: Der Prozess der Digitalisierung wird mit Blick auf Deutungsmachtphänomene (Brumme 2020) oder als Grundlage einer spezifischen Form kapitalistischer Wertschöpfung (Zuboff, 2018) bzw. in positiver Rahmung als deren Ende (Mason 2018) befragt und bietet Anlass zur Analyse spezifischer Möglichkeiten der
Verhaltenssteuerung (Barth et al., 2023). Schließlich wirft die Digitalisierung allerdings auch ganz grundlegende Fragen zu soziologischen Konzepten und der Selbstverständlichkeit ihrer Begrifflichkeiten auf und regt eine Re-evaluation dieser an (Block/Pohle 2023).

Soziologische Auseinandersetzungen mit Zeit als Dimension sozialer Ordnung (vgl. Lindemann 2017) haben eine noch längere Tradition (Durkheim 1981, Elias 1988, Giddens 1984, Castells 2001, Rosa 2005). Während der Zeit insbesondere für moderne Vergesellschaftungsformen eine konstitutive Rolle zugesprochen werden kann (z.B. im Rahmen der offenen, gestaltbaren Zukunft (Dickel 2020, Kaiser 2015a)), liegt eine Betrachtung der (Neu)formierung von Zeitbezügen durch Digitalisierung nur in Teilen vor (so z.B. das Konzept der Digitalzeit bei Lindemann (2017)). 

Dabei steht zu vermuten, dass in zunehmend digitalisierten sozio-technischen Konstellationen vielfältige neuartige Temporalstrukturen produziert werden. Diese sind nicht nur in der Intensivierung digitalisierter Praktiken, dem zunehmenden Umgang mit Digitaltechnik und dem steigenden Einfluss digitaler Logiken (z.B.: auf die Produktion von Zukünften), sondern auch durch ihr Durchdringen der gesellschaftlichen Organisationsweise lebensweltlich erfahrbar. Für die sozialwissenschaftliche Untersuchung dieser multiplen Anknüpfungspunkte der Digitalisierung auf Zeitkonzeptionen und das Erleben von Zeit, muss das theoretische und methodische Werkzeug geordnet und möglicherweise neu justiert werden.

 

Folgende Themen bieten mögliche, aber keinesfalls erschöpfende, Anknüpfungspunkte für den Workshop:

1. In den letzten Jahrzehnten entwickelte Möglichkeiten computergestützter digitaler Modellierung von gesellschaftlichen Entwicklungen und Prozessen lassen neuartige Zukunftsbezüge erwarten. So impliziert beispielsweise die computerisierte Modellierung und Projektion von möglichen und wahrscheinlichen Zukünften in der Klimamodellierung (vgl. Gettelman/Rood 2016) ein spezifisches Zukunftsregime, welches aufgrund der hervorgehobenen Stellung der Ergebnisse aus den Erdsystemwissenschaften potenziell in weiteren Kontexten wirkmächtig ist bzw. wird (vgl. Block 2024). 

2. Narrative über die Potentiale und Gefahren moderne digitaler KI-Systeme lassen ebenfalls klare Zukunftsbezüge erkennen. So kommt es beispielsweise zur diskursiven Schließung von als prinzipiell offen angenommenen Zukünften (Kaiser 2015b), wenn das Auftreten von Singularitäten als unvermeidbar gesetzt wird  (Bostrom 2016).

3. Darüber hinaus stellen sich für zahlreiche weitere digitale Praktiken (wie Aktivitäten auf social media, on demand streaming etc.) ganz allgemein die Fragen nach deren Zeitlichkeit und der Veränderung der Beziehung von Lebenswelt und temporalem Erleben. Leitend ist dabei immer die Frage, wie eine mögliche Veränderung der Zeitlichkeit und der Zeitbezugnahme durch die Ausbreitung digitaler Technologien und Logiken aus soziologischer Perspektive gefasst und analysiert werden kann. 

 

Ziel des Workshops ist, verschiedene theoretische Perspektiven auf die Zusammenhänge von Zeit und Digitalisierung zusammenzubringen und so einen erweiterten Zugriff auf die temporalen Wirkungen von Digitalisierung auf Strukturen, Erleben, Handeln und Praktiken in modernen Gesellschaftsformationen zu erhalten. Im Rahmen des Workshops werden verschiedene Ansätze und Perspektiven durch die Teilnehmenden vorgestellt und diskutiert, um schließlich die Integration oder zumindest ein In-Zusammenhang-Setzen der verschiedenen Zugriffe zu erarbeiten und so eine Basis für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema zu schaffen.

Wir laden Sie herzlich ein, an dem bevorstehenden Workshop am HIIG in Berlin teilzunehmen. Sollten Sie Interesse haben, bitten wir Sie, bis zum 18. August eine kurze Forschungsskizze (1-2 Seiten) einzureichen, die Ihren Ansatz zu diesem Themenkomplex darstellt. Nach der Einreichungsfrist wird eine Auswahl der Skizzen getroffen. Die ausgewählten Beiträge dienen kommentiert durch je eine:n andere:n Workshopteilnehmer:in als Grundlage für die Diskussionen im Rahmen des Workshops. Die Kommentare sollen bis zum 31. Oktober vorliegen. 

Angestrebt wird dabei eine gemeinsame Veröffentlichung der Workshopergebnisse in Form von Special Issue, Sammelband oder ähnlichen Formaten. Wir bitten um die Einreichung von Forschungs-/Artikelskizzen zu diesem Thema bis zum 18.8.2024 via Mail an: digizeit.isd@uni-rostock.de. Einreichungen von  Nachwuchswissenschaftler:innen sowie aus Disziplinen außerhalb der Soziologie sind explizit erwünscht. Bitte beachten Sie, dass die Teilnehmendenzahl auf 20 Personen begrenzt ist.