Erfolgsfaktoren Duales System

Faktoren für den Erfolg bei Abschlussprüfungen im dualen System

Projektleiter

  • Prof. Peter Voigt
    Universität Rostock - Institut für Soziologie
    August-Bebel-Str. 28
    18055 Rostock
    Tel.: +49 (0) 381 498 - 4363 (Sekretariat)
    Fax: +49 (0) 381 498 - 4364 (Sekretariat)

Projektbearbeiterin

  • Dipl. Phil. Bärbel Minx, Universität Rostock

Thema

  • Teilprojekt: Vorbereitung, Durchführung und Auswertung einer qualitativen Erhebung in Ausbildungsbereichen mit hohen bzw. gestiegenen Versagensquoten in verschiedenen Ausbildungsberufen

Kennwort

  • Versagensquoten in Ausbildungsberufen, Berufsbildung

Fachgebiet / Ausrichtung

  • Soziologie, Berufliche Bildung, empirische Sozialforschung

Voraussichtliche Gesamtdauer

  • Abgeschlossen

Finanzierung / Auftraggeber

  • BiBB - Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn

Service: Kurzinfo

  • Das Projekt "Faktoren für den Erfolg bei Abschlußprüfungen im dualen System" ist Bestandteil des laufenden Forschungsprogramms des Bundesinstituts für Berufsbildung. Das in Rostock durchgeführte (Auftrags-)Teilprojekt beinhaltet die Durchführung und Auswertung von leitfadengestützen Interviews und Expertengesprächen mit Auszubildenden, Prüfern und anderen Personen, die an Prüfungen beteiligt sind.

Problemstellung

Die Mißerfolgsquote bei den Abschlußprüfungen im dualen System ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Das bedeutet zusätzliche Ausbildungskosten und Blockierung von knappen Ausbildungsstellen für Betriebe und Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen. Für diejenigen, welche die Abschlußprüfung nicht bestehen, sind Enttäuschungen und Brüche in ihrer Biographie zu erwarten.

Zu unterscheiden sind Bruttoquoten des Versagens von Nettoquoten. Die Bruttoquote ist das Verhältnis von nicht bestandenen Prüfungen zur Gesamtzahl der vorgenommenen Prüfungen, die Nettoquote bezieht dagegen die durchgefallenen Prüfungsteilnehmer auf die Gesamtzahl der Prüfungsteilnehmer.

Etwa 10% der Prüfungsteilnehmer sind Wiederholer; etwa 6% fallen endgültig durch. Die Bruttoquote des Nichtbestehens von Prüfungen (alle Ausbildungsbereiche zusammen) hat sich im Zeitraum 1993 - 1996 von 13,9% auf 15,3%, also um 1,4 Prozentpunkte oder rund 10 Prozent erhöht.

Die Nettoquote hingegen ist im selben Zeitraum ebenfalls gestiegen, wenn auch nur halb so stark, um 5%, nämlich von 5,7% auf 6,0%, (rund 30 000 Jugendliche). Die alarmierenden, bisher hauptsächlich aus der Presse und einigen Statistiken bekannten Zahlen, beziehen sich auf die Bruttoquote. Sie betreffen nicht alle Ausbildungsbereiche.

Die Quoten sind nach Berufen bzw. Kammerbezirken unterschiedlich/haben sich unterschiedlich entwickelt.Gestiegen sind die Mißerfolgsquoten im Handwerk um fast 20%, im Öffentlichen Dienst um 40%, in den Freien Berufen um 22 %, wobei der Prüfungserfolg im Öffentlichen Dienst und den Freien Berufen immer noch deutlich über dem Durchschnitt liegt.

In den anderen Bereichen hat der Prüfungserfolg zugenommen. Die Mißerfolgsquoten sind auch nach Kammerbezirken sehr unterschiedlich.Erstes Forschungsziel ist es, die Faktoren festzustellen und zu analysieren, die für besonders hohe/stark gestiegene Quoten des Nichtbestehens von Abschlußprüfungen verantwortlich sind.

Zweites Forschungsziel ist es, Wege zu finden, wie durch die Steigerung des Prüfungserfolgs Jugendlichen Enttäuschungen und Brüche in ihrer Biographien erspart sowie Ausbildungskosten gesenkt und Ausbildungsstellen freigemacht werden können. Drittes Forschungsziel ist es, herauszufinden. welche Bedeutung schulische Vorleistungen für den Prüfungserfolg haben.

Um das erste Forschungsziel zu erreichen, müssen die Hintergründe für hohe bzw. gestiegene Versagensquoten abgeklärt werden. Für diese Hintergründe ist man bisher weitgehend auf Vermutungen angewiesen.

Die Untersuchung wird ansetzen bei:

  • der Aufbereitung der vorhandenen Statistiken und sonstigen Informationen- den Inhalten der Prüfung
  • Organisation und Struktur der Ausbildung- Organisation und Struktur der Prüfungen
  • den Prüfungsteilnehmern (Hier sind insbesondere zu erfassen Vorbildung, Ausbildungsverlauf und relevante personenbezogene Merkmale. Sie sind zum Prüfungserfolg in Beziehung zu setzen. Dabei sind die Prüflinge, welche die Prüfung bestanden haben, denjenigen, die sie nicht bestanden haben, gegenüberzustellen.)
  • den Prüfern
  • dem prüfungsvorbereitenden Umfeld (Ausbilder, Lehrer, Prüfungsvorbereitungskurse, Berichtshefte der Auszubildenden).

Prüfer, Prüfungsexperten, betriebliche Experten, Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter in Prüfungsausschüssen, Ausbilder/Lehrer sind mit ihren Beobachtungen bzgl. Prüfungsverhalten, vermuteter Vorbereitung, anderen Einflüssen, aber auch mit Fragen nach möglichen Änderungen im Schwierigkeitsgrad der Prüfung in den letzten Jahren einzubeziehen.

Die Untersuchung zielt auf die Beantwortung, der folgenden Fragen zum Prüfungsmisserfolg gegebenenfalls differenziert nach theoretischem und praktischem Prüfungsteil:

  • Warum gibt es so große Unterschiede nach Kammern?
  • Warum weisen manche Berufe eine überdurchschnittliche Quote des Nichtbestehens auf?
  • Warum sind bei manchen Berufen die Quoten des Nichtbestehens im Zeitablauf gestiegen?
  • Welche der Gründe sind den Jugendlichen, ihren Persönlichkeitsmerkmalen, ihrer schulischen Vorbildung, ihrem sozialen Umfeld zuzuordnen?
  • dem Ausbildungsbetrieb bzw. -personal, der Berufsschule (z.B. Prüfungsvorbereitung)?
  • der Art und Durchführung von Prüfungen?
  • der wirtschaftlichen Lage?
  • der Arbeitsmarktlage?

Auch soll geklärt werden:

  • Welche Qualifizierung hat das Prüfungspersonal (auch Häufigkeit von Prüferschulungen)?
  • Welche Besonderheiten gibt es bei den Gründen für Versagen/Erfolg bei der ersten Teilnahme7bei Wiederholung der Prüfung?
  • Was wird aus den endgültig durchgefallenen Prüflingen?

Die Untersuchung konzentriert sich auf den Ausbildungsbereich mit -hohen und/oder deutlich gestiegen Versagensquoten. Es bietet sich das Handwerk an, hier wiederum Berufe mit besonders hohen/deutlich gestiegenen Versagensquoten, etwa Gas- und Wasserinstallateur/-in, Zentralbeizungs- und Lüftungsbauer/-in, Elektroinstallateur/-in sowie Fachverkäufer/-in im Nahrungsmittelhandwerk und Ver- und Entsorger/-in im öffentlichen Dienst.Die Kammerbezirke sind so auszuwählen, daß Bezirke mit hohen Versagensquoten solchen mit niedrigen gegenübergestellt werden.

Geplant sind 280 Leitfadeninterviews mit Prüfern, Lehrern/Ausbildern, betrieblichen Experten, Prüfungsexperten, Prüfungsausschußmitgliedern und Arbeitnehmer-/Arbeitgebervertretern in Berufsbildungsauschüssen und Prüfungsteilnehmern zur Höhe/relativen Höhe und zur Entwicklung der Mißerfolgsquoten in den ausgewählten Kammern und Berufen (zentrale Frage: Warum Anstieg des Prüfungsversagens?). Weiter sollen intensiv untersucht werden das Verhältnis zwischen schriftlicher und mündlicher Prüfung, die Qualifizierung des Prüfungspersonals und die Qualität von Prüfungen.

Gekürzter Ausschreibungstext des BiBB.